Lindan

Was ist Lindan?

Was ist Lindan?

Lindan kommt, oft zusammen mit seinen Isomeren alpha- und beta-Hexachlorcyclohexan (HCH) durch den jahrzehntelangen Einsatz als Insektengift und Zusatz zu Holzschutzmitteln inzwischen praktisch überall in Spuren in unserer Umwelt vor. Damit hat jeder eine gewisse Grundbelastung mit dieser Substanz. Der Einsatz als Insektengift erfolgte oft in Form von Sprays, Streifen, Ameisenpulvern usw.

Eigenschaften von Lindan

  • geruchsloser, weißer, nadelförmiger Feststoff
  • in Wasser schwer, in Alkohol u.a. organischen Lösemitteln gut löslich
  • ein starkes Gift für Insekten (Insektizid) und Vorratsschädlinge
  • bei Verwendung als Holzschutzmittel meist zusammen mit PCP

Wie wirkt Lindan?

Chemikaliengesetz / Gefahrstoffverordnung usw.: Lindan ist eingestuft als giftig beim Einatmen, Verschlucken oder Berühren mit der Haut. Lindanhaltige Materialien müssen gekennzeichnet sein mit diesem Hinweis sowie mit dem Hinweis: Reizt die Augen und die Haut sowie 'Sehr giftig für Wasserorganismen'.
Orientierungswerte zur Beurteilung:
Hintergrundbelastung Geringe Belastung: Deutliche Belastung:

  •  Luft: < 0,025 µg/ m3 < 0,25 µg/ m3 > 0,5 µg/ m3 *
  •  Hausstaub: < 0,1 mg/ kg > 0,2 mg/ kg > 1 mg/ kg *
  •  Holz: < 0,1 mg/ kg < 5 mg/ kg > 20 mg/ kg

Hintergrundbelastung:

Mit diesen Werten ist durchschnittlich in einem unbelasteten Umfeld zu rechnen. Diese kommen durch die allgemein in der Umwelt vorhandenen Belastungen zustande. Geringe Belastung: Bis zu diesen Werten besteht nach derzeitigem Kenntnisstand kein Handlungsbedarf. Solche Werte können noch durch die allgemeine Umweltbelastung erreicht werden. Diese Konzentrationen führen i.a. noch nicht zu Beschwerden. Deutliche Belastung: Sollten diese Werte erreicht oder überschritten werden, besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Hier ist auf Dauer mit gesundheitlichen Schwierigkeiten zu rechnen.
Wenn die gefundenen Werte zwischen geringer und deutlicher Belastung liegen, können gesundheitliche Beschwerden bei chronischer Belastung nicht ausgeschlossen werden. Dazu kommt wie bei allen Chlorkohlenwasserstoffen noch die Verunreinigung mit Dioxinen, Furanen und anderen technischen Verunreinigungen, die unter Umständen toxischer als Lindan sind und eine weitere Belastung darstellen.
Bedingt durch die recht gute Flüchtigkeit findet sich Lindan in belasteten Wohnungen oft im Hausstaub, auf Textilien usw. Dadurch kann es durch direkten Kontakt oder durch kontaminierte Lebensmittel zu einer Aufnahme in den menschlichen Körper kommen.

Vorkommen in Gebäuden

  • Holzoberflächen von Wandverkleidungen, Balken, Türen, Vertäfelungen, Böden, Fenstern oder Möbeln
  • Dachstuhl und Holzkonstruktionen (z.B. Fachwerk)
  • Textilien wie Ledercouch, Markise, Zelte
  • Mottenmittel
  • in Farben und Lacken
  • Bekämpfung von Kopfläusen
  • Pflanzenbehandlungsmitteln

Symptome einer Lindan-Intoxikation:

Lindan ist ein Nervengift und führt über Funktionsstörungen des Nervensystems zum Tod von Insekten. Beim Menschen zeigen sich folgende Symptome: Muskelschmerzen, Einfluss auf das Knochenmark bis zur Schädigung, Einfluss auf die Blutbildung. Es kann zu schweren Symptomen wie amyotrophe Lateralsklerose, Parkinsonismus und Multipler Sklerose kommen.

Der Einfluss auf das Immunsystem führt im Tierversuch zur Hemmung der Antikörperbildung, bei Arbeitern in der HCH-Produktion wurden ca. 20% weniger Lymphozyten gezählt. Lebererkrankungen können ebenfalls durch Lindan und Homologe hervorgerufen werden. Symptome chronischer Belastung sind neben Abmagerung und Degeneration der Herz- und Skelettmuskulatur auch fettige Degeneration von Milz und Leber sowie Leberschäden.

In einigen Fällen wurden allergische Reaktionen beobachtet. Die Leberkrebs-auslösende Wirkung ist zur Zeit noch umstritten. Vermutlich wirkt Lindan als Tumor-Promotor. Die Speicherung erfolgt vor allem im Fettgewebe, weniger ausgeprägt im Gehirn, der Leber und im Blut. Die Ausscheidung erfolgt nach Metabolisierung über den Harn (versch. Chlorphenole, Chlorbenzole).

Gesundheitliche Wirkung

  • Verdacht auf kanzerogenes Potential (krebserzeugend), Einstufung K3
  • Nervenschäden
  • allgemeine Mattigkeit
  • Schwindelgefühl
  • Bauch- und Kopfschmerzen
  • Wirkung auf das zentrale Nervensystem
  • Muskelschwäche
  • Schlafstörungen
  • reduzierte Merkfähigkeit

Wie wird Lindan gemessen?

  • Hausstaubprobe (zur Bestandsaufnahme)
  • Materialprobe (zur Bestandsaufnahme)
  • Raumluftprobenahme auf Polyurethan-Schaum mit vorgeschaltetem Glasfilter,  Probenahmedauer ca. 3 - 8 Stunden  (zur Bestandsaufnahme und zur Erfolgskontrolle der Sanierungsmaßnahmen)

Sanierungsmöglichkeiten einer Lindanbelastung

Vorläufige Maßnahmen bis zur Sanierung:

  • Erhöhung der Reinigungsintervalle (feucht)
  • ausreichende Raumbelüftung (regelmäßig)
  • Hautkontakt mit belasteten Oberflächen vermeiden

Bauliche Sanierung:

  • Austausch von belasteten Konstruktionselementen
  • Anbringung von diffusionsdichten Sperrschichten
  • Abtragen von belasteten Oberflächenschichten
  • Anstrich mit schadtstoffundurchlässigen Mitteln
  • Reinigen oder Entfernen von sekundär kontaminierten Einrichtungsgegenständen
  • Kontinuierliche Raumluftreinigung während und nach der Sanierung