Künstliche Mineralfasern
Was sind künstliche Mineralfasern, wo treten sie auf?
Künstliche Mineralfasern (KMF) bzw. deren Produkte werden überwiegend zur Wärme- und Schalldämmung eingesetzt. Es handelt sich dabei überwiegend um Mineralwolle, die aus Glasrohstoffen oder Gesteinen unter Verwendung von Altglas hergestellt wird.
Künstliche Mineralfasern werden hergestellt, indem eine Schmelze bei ca. 1200 bis 1400 °C durch Düsen geblasen, auf rotierende Scheiben aufgespritzt oder durch Spinndüsen gepresst wird. Zur Produktreife werden den Dämmstoffen Binder (Naturharze, Phenol, Harnstoff und Formaldehyd) in einer Größenordnung von bis zu 7% und zur Staubminderung ca. 1% Öle zugegeben.
Zur Vollständigkeit ist noch die Keramikwolle zu erwähnen, die überwiegend zur thermischen Isolierung in der Großindustrie und in Haushaltsgeräten eingesetzt wird. Sie enthält z.B. Aluminiumoxid oder Siliziumdioxid und wird sowohl organisch (z.B. Stärke , Kunstharze) als auch anorganisch gebunden.
Die in den o.g. Materialien enthaltenen Fasern haben überwiegend eine mittlere Länge von einigen Zentimetern und einen mittleren Durchmesser von 3- 5 µm (Mikrometer). Beim Konfektionieren und Verarbeiten entstehen allerdings auch kürzere Faserbruchstücke.
Welche gesundheitlichen Auswirkungen haben Mineralfasern auf den Menschen?
Durch Mineralfasern können, insbesondere bei der Verarbeitung, Hautreizungen auftreten. Hierfür sind größere Fasern mit einem Durchmesser von mehr als 5 Mikrometer verantwortlich, die sich in der Haut festhaken und neben dem Juckreiz evtl. auch zu Entzündungen führen können. Allergische Reaktionen sind aufgrund der genannten Zusatzstoffe (z.B. Kunstharze) möglich. Bei intensiven Belastungen mit Staub aus den o.g. Dämmstoffen können Reizungen der Augen und der oberen Atemwege auftreten.
Leider können auch Fasern frei werden, die lungengängig und dann evtl. krebsauslösend sind. Aufgrund von Tierversuchen wurden die häufigsten KMF mit "begründetem Verdacht auf krebserzeugendes Potential" eingestuft.
Fasern "kritischer Größe" weisen folgende Dimensionen auf:
- Länge größer 5 µm
- Durchmesser kleiner 3 µm
- bei einem Verhältnis von Länge zu Durchmesser von größer 3:1
Neben den vorgenannten Bedingungen spielt es natürlich auch eine große Rolle, wie viel Fasern in der Atemluft vorhanden sind. Beim fachgerechten Einbau, d.h. vollständigen mechanischem Abschluss gegenüber Innenräumen besteht grundsätzlich keine Gefahr.
Erhöhte Faserkonzentrationen können auftreten, wenn bautechnische Mängel bestehen und Stäube oder Fasern aus der Dämmung sichtbar herabrieseln oder durch intensive Luftbewegung ein Abrieb möglich ist. Ausgasungen aus den als Bindemittel verwendeten Kunstharzen sind möglich. Besondere Vorschriften gelten für die Herstellung und Verarbeitung von künstlichen Mineralfasern.
Wie werden künstliche Mineralfasern gemessen und beurteilt?
Im Vergleich zu Asbest gibt es für Raumluftbelastungen mit künstlichen Mineralfasern keine eindeutigen Vorschriften zur Messung und Beurteilung. Gemessen werden kann über Luftproben, bei der über mehrere Stunden die angesaugte Luft auf Kernsporenfilter, gem. VDI 3492, gesaugt wird. Hier gelten "Technische Richtkonzentrationen" nur für den Umgang mit KMF und nicht für Privaträume oder sonstige Arbeitsplätze.
Für eine Gefährdungsabschätzung erscheint es meist sinnvoll, bei einer bekannten Quelle eine Materialanalyse (Identifizierung) durchzuführen. Um die Belastungssituation in Innenräumen zu beurteilen, sind Tupfproben sinnvoll. Dabei wird vorhandener, abgelagerter Raumstaub an verdächtigen Stellen mit Hilfe eines Klebestreifens entnommen und im Labor analysiert. Die Auswertung erfolgt in der Regel mit einem Rasterelektronenmikroskop bei einer Vergrößerung von min. 2000 und einer Beschleunigungsspannung von 20 keV. Die Faseridentifizierung kann mit energiedispersiver Röntgenanalyse (EDXA) bei einer Vergrößerung von ca. 50.000 erfolgen.
Wie kann eine Sanierung durchgeführt werden?
Werden in Tupfproben Fasern "kritischer Größe" gefunden, ist in der Regel eine Sanierung, d.h. die Entfernung der Quelle erforderlich und belastete Staubablagerungen müssen vollständig entfernt werden. Müssen falsch eingebaute Dämm- oder Isolierstoffe aus künstlichen Mineralfasern entfernt werden, sind umfangreiche Schutzmaßnahmen zum Schutz der Ausführenden sowie der Umgebung erforderlich.
Oftmals reicht es allerdings auch aus, die betroffenen Stellen gegenüber Innenräumen abzusperren, d.h. zu versiegeln. Dazu sind neben den üblichen Folien z.T. auch Fugenmassen geeignet. Die Entfernung von Staubablagerungen ist meist nur "feucht" möglich, d.h. der belastete Staub wird schnell gebunden und nicht aufgewirbelt.
Welche Alternativen zu künstlichen Mineralfasern gibt es?
Vor der Einbringung von Dämm- und Isolierstoffen sollten nicht nur die o.g. Gesundheitsgefahren beachtet werden sondern auch ökologische Gesichtspunkte sollten hier eine Rolle spielen. Alternativen sind z.B.: Zellulosedämmstoffe (z.B. Isofloc) Perlite (durch Erhitzen expandiertes vulkanisches Gestein) Blähton, Korkschüttung, Flachs u. a.