Weichmacher

Was sind Weichmacher?

Weichmacher

Weichmacher werden Kunststoffen beigemischt, damit diese eine vielseitige Verwendbarkeit bekommen und einfach zu bearbeiten sind. Sie wirken wie ein Schmiermittel zwischen den Kunststoffmolekülen und machen die Materialien je nach Bedarf unterschiedlich elastisch.

Durch den Zusatz von Weichmachern hat insbesondere auch PVC eine enorme Bedeutung erlangt. Der Anteil an Weichmachern kann bis zu 70 % betragen. Einsatzgebiete für mit Weichmacher versetztem "Weich-PVC" sind u.a. Bodenbeläge, Kabel, Folien, Beschichtungen und Profile für den Bau von Fenstern und Türen.

Die am häufigsten eingesetzten Weichmacher (ca. 60 %) stammen aus der Stoffgruppe der Phtalsäurediester, der Phtalate. Sie sind vergleichsweise billig und vielseitig einsetzbar. Meistens handelt es sich um Di-2-(ethylhexyl)-phtalat (DEHP), Di-n-Butylphtalat (DBP), Butylbenzylphtalat (BBP) und Diethylphtalat. Für PVC-Produkte wird üblicherweise DEHP eingesetzt.

Wie wirken sie auf den Menschen?

Neben allen aus technischer Sicht wertvollen Eigenschaften haben Weichmacher den Nachteil, dass sie langsam wieder ausgasen. In Wohnungen treffen wir zwangsläufig auf DEHP, denn sehr häufig werden dort aus "Weich-PVC" Bodenbeläge, Profile in Fenstern und Möbeln, Decken und Wandelemente, Beschichtungen und in zunehmendem Maße auch Tapeten eingesetzt. Wie auch bei anderen Schadstoffen in der Innenraumluft liegen über Phtalate vergleichsweise wenig wissenschaftliche Daten über die Schadstoffaufnahme und über toxikologische Wirkungen vor.

Auch wenn die Hauptaufnahme über Lebensmittel (besonders fetthaltige) zu erwarten ist, spielt die Belastung in der Raumluft, im Staub und in kontaminierten Materialien sicher eine wichtige Rolle. Die Phtalalate werden mit dem Blut verteilt und lagern sich insbesondere in Leber, Niere und Fettgewebe ab. Bei langfristiger Belastung über die Raumluft bzw. den Staub sind als Folgewirkung insbesondere allergische Reaktionen (Sensibilisierung), Immunschwächen und zentralnervöse Effekte zu erwarten.

Wie kann man Weichmacher messen?

Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn 10 Tage alter Hausstaub analysiert wird. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit einer Raumluftmessung, aber Schwankungen bei der Probenahme (Luftwechsel, Temperatur und Feuchtigkeit) und Probleme bei der Sammel- und Analysenmethodik führen oft zu Unsicherheiten.

Wie werden Weichmacher beurteilt?

Für die Beurteilung von Weichmachern in Innenräumen existieren z.T. keine ausreichenden wissenschaftlichen Unterlagen. Im Bereich von Arbeitsplätzen gilt für DEHP die maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) von 10 mg/m³. Der MAK-Wert ist bestimmt zum Schutz eines gesunden Arbeiters, der einer Belastung nur 8 Stunden ausgesetzt ist. Für Wohnräume gibt es jedoch keine festgelegten Grenzwerte. Hier halten sich sensible Personen sowie Kranke oder Kleinkinder aber bis zu 90 % des Tages auf.

Ein Orientierungswert für Innenräume müsste mindestens um das tausendfache unter dem MAK-Wert liegen. Grundsätzlich sollten keine erhöhten Werte in Innenräumen auftreten, zumal ein Krebsrisiko besteht und nichts über die Gesamtwirkung von mehreren Phtalaten mit verschiedenen Toxizitäten bekannt ist.

Im Zusammenhang mit Hausstaubuntersuchungen wird von einschlägigen Institutionen ein Maximalwert von 250 mg Phtalat pro kg Staub empfohlen.

Wie kann eine Sanierung durchgeführt werden?

Die erfolgversprechendste Methode der Sanierung ist das Entfernen sämtlicher Weichmacherquellen. Es ist vergleichsweise einfach, insbesondere großflächige Quellen wie Tapeten, Deckenelemente oder Bodenbeläge wieder zu entfernen und durch schadstofffreie Materialien zu ersetzen. Einzelprofile in Fenstern sind in der Regel nicht die Hauptquelle, so dass aufwendigere Sanierungen entfallen können.

Welche Alternativen zu Weichmacher gibt es?

Wegen der beschriebenen gesundheitsschädigenden Effekte hilft nur ein weitgehender Verzicht auf mit Weichmachern versetzte Kunststoffe, d.h. insbesondere "Weich-PVC". Da Baumaterialien die Hauptquellen für Weichmacher in der Innenraumluft bzw. im Staub sind, hilft nur der möglichst weitgehende Verzicht auf Kunststoffprodukte und die Verwendung von schadstoffarmen Produkten. Bodenbeläge sind nicht immer schadstofffrei, aber schon durch einen Geruchstest kann man hier die Belastung mit Lösemitteln oberflächlich feststellen. Papiertapeten gasen bedeutend weniger Schadstoffe aus, erhalten die Atmungsfähigkeit der Wände und verbessern das Raumklima. Bei Möbeln ist oft nicht nur die Beschichtung eine Schadstoffquelle, auch darunter liegende Spanplatten gasen Formaldehyd aus. Zunehmend kommen deshalb aus gesundheitlichen Gründen Vollholzmöbel zum Einsatz.