Richtig lüften
Wohlfühlen- Richtig lüften - Schimmel vermeiden
Der Mensch hat sich im Laufe von vielen Millionen Jahren daran angepasst, in frischer sauerstoffreicher Außenluft zu leben. Zunehmend wird nun der "zivilisierte" Mensch in eine enge Wohnung eingepfercht, die in den letzten Jahrzehnten nach Gesichtspunkten der Wärmedämmung sowie des Wetter-, Bau-, Schall- und sonstigen (Alibi-) Schutzes immer "dichter" wird. Wenn dann der Fußboden versiegelt und die Wand mit Latexfarbe oder Schaumtapete "verschönt", aber abgedichtet wird, wenn auch noch die Decke mit Paneelen (aus Spanplatte mit Holzdekorfolie aus Kunststoff) vernagelt ist, kommen die Beschwerden: Immer mehr Menschen fühlen sich unwohl, haben Kopfschmerzen, Allergien und Atemwegsprobleme, schwitzen viel und schlafen schlecht. Sie fühlen sich eben so, wie man sich in einer Plastiktüte fühlt.
Nachstehend geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie sich vielleicht besser "wohlfühlen", richtig lüften und die zunehmende Belastung mit Schimmelpilzen und Bakterien vermeiden können:
1. Grundregel für richtiges Lüften: Oft - kurz - kräftig
Bei steigenden Ansprüchen an Energieeinsparung und Wärmedämmung werden in Zukunft Be- und Entlüftungsanlagen (mit Wärmerückgewinnungssystem) zwingend erforderlich. Denn immer mehr Menschen erkranken an Wohngiften, die aufgrund schädlicher Baumaterialien und schlechter Frischluftversorgung unzumutbare und gesundheitsgefährdende Werte erreichen.
Da der Großteil der Wohnungen in absehbarer Zeit aber keine Lüftungsanlagen bekommen wird, sollten wir unser Lüftungsverhalten verbessern. Langandauerndes kräftiges Lüften ist nicht ratsam, sondern es erhöht durch Abkühlen nur den Wärmeverlust des Raumes. Kurzes "Stoßlüften“ dagegen ist empfehlenswert.
Einige Informationen zum Mindestluftwechsel
Unter heutigen Wärmeschutzbedingungen und Fenstern mit umlaufender Lippendichtung wird nach eigenen Messungen die Luft nur einmal alle 5 Stunden ausgetauscht.
Der Luftwechsel in Aufenthaltsräumen sollte aber im Idealzustand ungefähr einmal pro Stunde erfolgen! Dementsprechend sind auch die Schadstoffwerte und der Kohlendioxidgehalt (CO2 in der ausgeatmeten Luft) fünfmal höher und der Sauerstoffgehalt entsprechend niedriger. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte (muss) insbesondere von September bis April je nach Außenwitterung alle 2 bis 3 Stunden "stoßgelüftet" (Drehflügel weit auf) oder "quergelüftet" (gegenüberliegende Fenster gleichzeitig auf) werden.
Trockene, kalte Außenluft kann nach der Erwärmung auf Zimmertemperatur Feuchtigkeit aus dem Raum aufnehmen, die beim nächsten Lüftungsvorgang wieder abtransportiert wird. Gegen eine Lüftung durch "auf kipp" gestellte Fenster ist während der Sommermonate sowieso nichts einzuwenden, aber aus verschiedenen Gründen muss man auch zu anderen Jahreszeiten die "geregelte Kipplüftung" einsetzen. Da eine Nutzung der normalen weiten Kippöffnung, wie sie in Dreh-Kipp-Fensterbeschlägen Norm ist, zuviel Wärme kostet, sollten leicht installierbare und kostengünstige Fensterfeststeller eingebaut werden. Sie erlauben eine, je nach Außenbedingung, jederzeit verstellbare Öffnung von ca 1 bis 20 mm.
Übrigens: Wir bekommen zwar Opas krumme, zugige Holzfenster nicht mehr zurück, aber immerhin kann man heute vom Fachhandel gelochte (perforierte) Dichtungen in die Fenster einsetzen lassen, um einen gleichmäßigen, besseren Luftwechsel zu bekommen. Gute Fenster haben eine automatische "Sparlüftung". Nach unseren Erfahrungen lassen sich mit regulierbaren Fensterfeststellern und perforierter Dichtung ein Großteil der Lüftungsprobleme in Büros lösen, die zwangsläufig bei achtstündiger Nutzungsdauer und unterschiedlicher Interessenlage, insbesondere im Großraum, bei schlecht organisierter, eher dem Zufall überlassener Stoßlüftung, auftreten.
Merke: Fensterfeststeller oder perforierte Dichtungen können das Lüftungsproblem lösen.
2. Komponenten des Raumklimas
Grundregel für | Ess-, Wohn- und Kinderzimmer | Schlafzimmer | Küche | Bad |
Lufttemparatur | 20 °C | 14 °C | 22 °C | 20 °C |
Temparatur der Umgebungsflächen |
17 °C | 11 °C | 17 °C | 15 °C |
relative Luftfeuchte | 40-60% | 45-65% | 60-80% | 50-70% |
3. Scheinproblem "trockene Luft"
Viele Leute setzen Gegenmaßnahmen ein, weil die Luft angeblich trocken ist, aber:
- Im Normalfall ist die (vom Laien nicht messbare) Schadstoffbelastung der Raumluft und nicht die von jedermann messbare, angeblich "trockene" Raumluft schuld.
- Die Wirkung der Heizungsverdunster ist praktisch unbedeutend, dafür sind die Matten oder Restflüssigkeiten oft unzumutbar und gefährlich mit Pilzen und Bakterien belastet.
- Das mikrobielle Problem kann ebenso bei elektrischen "Verdunstern" auftreten, die außerdem Probleme bei dem Einsatz von Desinfektionsmitteln oder "Zusätzen" bringen können.
Merke: Wir brauchen frische Außenluft und keinen künstlichen "Duft aus der Natur", der das Raumluftproblem nur verschlechtert und nicht beseitigt.
4. Vermeiden von Pilzen und Bakterien
Kunstharzanstriche und Versiegelungen reduzieren die nötige Pufferfläche für Feuchtigkeit im Raum: Die Folge sind größere Klimaschwankungen, höhere Luftfeuchtigkeit, weniger Luftreinigung und mehr Schimmelpilze. Die Verwendung natürlicher Materialien bringt entscheidende Verbesserungen. Diese sind klimawirksam, sie regulieren Temperatur und Luftfeuchtigkeit, einige haben auch noch eine luftreinigende Wirkung wie z.B. unbehandeltes Holz, Ziegel, Lehm, Kalkputz und Kalkanstrich. Kunstharzfarben enthalten außerdem „Nährstoffe“, von denen sich Pilze und Bakterien ernähren.
Wegen des sehr hohen pH-Wertes (ca. 11) ist deshalb ein Kalkanstrich besser.
5. Sonderprobleme
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Lüften des Bades
Einerseits soll ein Bad natürlich mollig warm sein, andererseits brauchen wir hier (meist steht hier auch das WC) eine besondere Frischluftversorgung. Erhebliche Probleme bringt hier die Schimmelbildung, wenn größere (zu hohe!) Mengen Luftfeuchtigkeit abtransportiert werden müssen. Wie oft das der Fall ist, sehen Sie an beschlagenen Fenstern und Spiegeln. Grundsätzlich ist deshalb, selbst für Bäder mit großem Fenster, eine vollautomatische Badentlüftung zu empfehlen. Ein Lüfter (möglichst mit Stufenregler) sollte automatisch mit der Beleuchtung angehen und nach dem Ausschalten des Lichts etwa 10 Minuten "Nachlaufzeit" haben. -
Lüften des Kellers
Kellerwände sind wegen fehlender Isolierung des Mauerwerks meist kalt. Deshalb entsteht in den Sommermonaten dort Kondenswasser, was zwangsläufig zu Schimmelbefall führt.
Ein besonderes Problem gibt es in den Häusern, in denen die "verschimmelte", mit Giftstoffen angereicherte, Kellerluft im Sinne des "Kamineffektes", zwangsläufig in der darüber liegenden Wohnung landet und dort die Bewohner krank macht.
Abhilfemaßnahmen: Die Kellerwände nicht zustellen und nur mit Kalk anstreichen. Nur in Ausnahmefällen oder kurzzeitig Kartons, Kleider, Ledermaterial, Matratzen o.ä. lagern. Im Bereich des Kelleraufgangs einen „Ablüfter" im Dauerbetrieb laufen lassen und Lüftungsöffnungen in allen Kellerräumen lassen. Ein Ausbau des Kellers mit Innenisolierung (z.B. mit Holz und Rigips), die Verlegung von dampfdichten Belägen oder mit Teppichen ist aus gesundheitlicher Sicht (insb. für Kinder) fahrlässig. Sie können es drehen, wie Sie wollen: Ein Keller bleibt ein Keller!
Noch ein Wort zu Blumen in der Wohnung: Natürlich sind Blumen hübsche Blickpunkte in der Wohnung, sie verbessern das Raumklima und sorgen für eine geringe Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, aber - Blumen können Schadstoffe höchstens im Laborversuch vernichten, eine praktische Wirkung für Aufenthaltsräume haben sie nicht. Es hilft nur die dauerhafte Entfernung der Schadstoffquellen oder die oben beschriebene bessere Frischluftversorgung.
Blumentöpfe können, insbesondere auch bei dem Einsatz von Hydrokultur, zu einer starken Quelle für krankmachende Substanzen aus Pilzen und Bakterien werden, die sich in Wasser und Tongranulat stark anreichern können und von dort ausgasen.